06.02.2022

Aktuelles

Online Shopping ungleich verteilt

Das Online Shopping nahm im Jahr 2020 stark zu.

Das Online Shopping nahm im Jahr 2020 stark zu. (Foto: cardmapr via Unsplash)

Nicht nur Corona hat unser Einkaufsverhalten verändert. Schon seit einigen Jahren wächst das Online Shopping. Wieviel wer über das Internet einkauft, zeigt das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung in seiner Reihe BBSR-Analysen KOMPAKT auf.

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung hat regionale Daten der Gesellschaft für Konsumforschung zum Thema Online Shopping ausgewertet und publiziert. Diesen Daten entnimmt das BBSR, dass das Shopping im Online-Shop besonders in wirtschaftlich starken Großstädten boomt. Auch im Umland der prosperierenden Metropolen kaufen die Menschen viel online. In strukturschwachen Städten und Landkreisen hingegen geben die Bürger weniger Geld beim Kauf über das Internet aus. Die Werte für das Online Shopping sind hier vergleichsweise niedrig.

Die Kaufinger Straße in Münchens Altstadt lebt vom stationären Einzelhandel. Gleichzeitig ist die Landeshauptstadt einer der Räume mit der höchsten Kaufkraft im Online Shopping. (Foto: Xopolino via Wikimedia Commons)

Online Shopping in strukturstarken Regionen beliebter

Die Daten, die das BBSR ausgewertet und publiziert hat, stammen von der Gesellschaft für Konsumforschung. Diese hat regionale Zahlen in insgesamt 17 Sortimentsgruppen erhoben. Zu diesen Gruppierungen gehören unter anderem Bekleidung, Lebensmittel, Baumarkt und Einrichtungsgegenstände. Einfach zusammengefasst zeigen die Daten, dass das Online Shopping insbesondere in Großstädten mit starker Wirtschaftskraft beliebt ist. Hier liegt die Einzelhandelskaufkraft besonders hoch. Dementsprechend sind die Werte in strukturschwachen Städten und Landkreisen viel niedriger. Das lässt den Schluss zu, dass diejenigen Menschen, die über ein höheres Einkommen verfügen, auch mehr Geld beim Online Shopping ausgeben. So fasst es zumindest das BBSR zusammen. Wie in vielen anderen Bereichen sind auch die Unterschiede beim Kaufen im Online-Shop in strukturstarken und strukturschwachen Regionen verschieden.

Spitzenreiter im Süden Deutschlands

Wie im Bereich der Immobilienpreise liegen die Spitzenreiter im Online Shopping in den Landkreisen Starnberg und München sowie in der Stadt München und dem Hochtaunuskreis. In diesen Gegenden gaben die Menschen im Jahr 2020 am meisten Geld für ihr Online Shopping aus. Im Schnitt investierten die Menschen etwa 1 000 Euro im Jahr für das Shopping von Produkten im Online-Shop. Am anderen Ende der Skale stehen die Städte Herne und Pirmasens. Hier wurden weniger als 650 Euro pro Person im digitalen Handel ausgegeben. Im Durchschnitt liegt die Summe, die Personen in Deutschland für das Shopping im Online-Shop ausgeben, bei etwa 800 Euro.

Online-Einzelhandelskaufkraft 2020 (Abbildung: BBSR Bonn 2021)

Shopping Online-Shop von Kleidern am beliebtesten

Die Unterschiede im Online Shopping sind nicht nur von Region zu Region unterschiedlich. Sie unterscheiden sich auch im Hinblick auf die Waren. So investierten im Jahr 2020 die Deutschen rund 100 Euro je Einwohner*in in das Shopping Online-Shop von Bekleidung. In den Landkreisen München, Starnberg und dem Hochtaunuskreis lag der Wert auch in diesem Bereich am höchsten. Und den niedrigsten Werte wiesen die kreisfreien Städte Kaiserslautern, Pirmasens und Herne auf.

Lebensmittel online bestellen

Eine andere Verteilung zeigt sich beim Online Shopping von Lebensmitteln. Hier gaben die Menschen in den kreisfreien Städten wiederum überdurchschnittlich viel online aus. Hier sticht München wieder hervor. In der bayrischen Metropole investierten die Bürger*innen mit etwa 60 Euro pro Kopf die größte Summe in den Online-Handel. Auf den nachfolgenden Plätzen liegen die Städte Frankfurt am Main, Regensburg, Berlin und Hamburg. Dort gaben die Einwohner etwa 50 Euro pro Person für den Einkauf von Lebensmitteln im Online-Shop aus.

Baumarkt online

Das Kaufen im Baumarkt zeigt wiederum andere Muster. Hier verteilen sich die Ausgaben der Menschen im Online Shopping räumlich etwas anders als in den übrigen Sortimentsgruppen. Beim Kauf von Gütern für den Bau, die Renovierung oder Gestaltung der eigenen vier Wände punkten die Menschen aus den ländlichen Kreisen. Insbesondere die Bewohner*innen von ländlichen Regionen in Bayern und einigen ostdeutschen Kreisen gaben in diesem Segment viel Geld online aus.

Soziodemografische Faktoren beeinflussen das Online Shopping

Die Auswertung der Daten zeigt der Gesellschaft für Konsumforschung, dass die Kaufkraft im Online Shopping mit der Siedlungsstruktur in Zusammenhang steht. Das heißt nicht, dass es ein eindeutiges Stadt-Land-Gefälle gibt. Vielmehr ist die Summe, die Menschen für den Erwerb von Gütern online ausgeben, in städtischen Kreisen groß. Zu diesen gehören auch viele suburbane Räume. Dagegen sind die Ausgaben im Online Shopping in dünn besiedelten und ländlichen Räumen vergleichsweise gering.

Darüber hinaus liegen Unterschiede zwischen wachsenden und wirtschaftlich starken Regionen und schrumpfenden Räumen vor. Wo Wachstum und Wirtschaftskraft sind, investieren die Menschen viel Geld in das Shopping im Online-Shop. Also insgesamt zeigen die Daten, die das BBSR interpretiert hat, dass räumliche Muster das Online Shopping weniger stark beeinflussen als soziodemografische Faktoren.

Chancen des Online Shoppings

Die Veränderung im Online Shopping ist in den vergangenen zwei Jahren fortgeschritten. Infolge der Corona-Pandemie haben viele Händler*innen den Verkauf über das Internet entdeckt. Insbesondere auch kleinere Einzelhändler*innen haben sich der Situation angepasst und auf Online Shopping umgestellt. Der Einkauf bei lokalen Händler*innen erfolgt nicht mehr nur stationär, sondern zunehmend auch digital. Daraus ergeben sich neue Chancen für den Handel insbesondere in Großstädten. Diese sogenannten Multi-Channel-Ansätze sind aber auch für Betreiber*innen von Geschäften in kleinen und mittelgroßen Städten wichtig. Sie bieten eine Möglichkeit, wieder mehr Menschen zu erreichen. Damit tragen sie dazu bei, Bewohner*innen ländlich geprägter Räume angemessen zu versorgen.

Online-Shopping verändert unsere Innenstädte, die immer noch den stationären Einzelhandel fokussieren: Leerstand, monofunktionale Orte … Die Gewerkschaft Verdi fordert deswegen neue Konzepte. Die Forderungen von Verdi für unsere Innenstädte lesen Sie hier.

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