10.09.2024

Gesellschaft Projekte

Neugestaltung Europaplatz Mannheim

Einer der ersten Preise: der Entwurf von Helleckes Landschaftsarchitektur. Credit: Helleckes Landschaftsarchitektur

Der Europaplatz in Mannheim spielt eine wichtige Rolle im Stadtgrundriss von Mannheim. Liegt der ca. 5 ha große Europaplatz doch als zentraler Punkt auf der Achse zwischen Autobahn 656 und Innenstadt und gilt damit als wichtigster Stadteingang Mannheims.

Von hier aus sind es über die stadtprägende Augustaanlage, mit mehrreihiger Allee nur noch rund drei Kilometer bis zum Platz am Wasserturm – dem Wahrzeichen der Stadt. Der Europaplatz selbst besteht aus drei Grünflächen, die im Ganzen ein Rechteck bilden. Dabei liegt im Zentrum eine ellipsenförmige Grünfläche die auf der Nord- und Südseite durch jeweils eine weitere Grünfläche gerahmt wird. Diese drei Flächen sind durch die mehrspurige B37 getrennt, welche die Augustaanlage mit der Wilhelm-Varnholt-Allee verbinden, die letztlich den Auftakt zur Bundesautobahn 656 darstellt.


Der Europaplatz über die Jahre

Dabei hat der Europaplatz eine wechselvolle Geschichte hinter sich und wurde über die Zeit gestalterisch und funktional mehrere Male überformt und umbenannt. Ausschlaggebend für die Entwicklung des Europaplatzes war unter anderem der Bau der ehemaligen Reichsautobahn verbunden. So wurden 1930 die Rhein-Neckar-Hallen mit Ausstellungsgelände an der Reichsautobahn und 1935 die Autobahn Heidelberg – Mannheim – Darmstadt freigegeben und 1936 die Reichsautobahngaststätte eröffnet. Ab 1945 ist der heutige Europaplatz unter dem Namen „Friedensplatz“ bekannt. Nach Ende des zweiten Weltkrieges erfolgt eine Umgestaltung der Autobahneinfahrt und über die nächsten Jahre wandelt sich auch das Umfeld des Europaplatzes beispielsweise durch den Neubau des Hochhauses der Mannheimer Versicherungs-Gesellschaft. Einige Zeit später im Jahre 1984 wird zentral auf dem Europaplatz das Planetarium eröffnet, damals erhält der Platz den Namen „Wilhelm-Varnholt-Platz“. 1994 schließlich erfolgt die Eröffnung der „Kulturmeile Mannheim“ zwischen Autobahneinfahrt und Innenstadt und zwei Jahre später wird der Platz final in „Europaplatz“ umbenannt.

Damit endet die Entwicklungsgeschichte jedoch nicht. Denn Ende der 1990er Jahre zieht der Veranstaltungsort Palazzo Varieté auf den östlichen Teil der Fläche und bespielt diese bis 2022. Auch die Umgestaltung der Augustaanlage 2015 kann als erster Impuls für eine angestrebte Umgestaltung des Platzes gesehen werden. Und zuletzt wurde für die Bundesgartenschau 2023 der Europaplatz als einer der „BUGA-Stadteingänge“ definiert und während der Schau temporär durch Staudenpflanzungen aufgewertet.


Neue Visionen gesucht

Mit dem Wegzug des Palazzo Varieté entschied die Stadt Mannheim endgültig, die Gelegenheit zu ergreifen und den Europaplatz als attraktiven Freiraum und repräsentativen Stadteingang langfristig weiterzuentwickeln. Dazu beauftragte der Ausschuss für Umwelt und Technik im Sommer 2023 die Verwaltung mit der Durchführung eines Planungswettbewerbs. Nun ist der offene zweiphasige freiraumplanerische Realisierungswettbewerb entschieden. „Ziel des Wettbewerbs war es, mehrere planerische Lösungen dafür zu erhalten, wie der Europaplatz zukünftig zu einem attraktiven Stadtein- und ausgang werden kann, der Bestandssituationen sinnvoll integriert und sich in das Freiraumgefüge der Stadt Mannheim einfügt und es ergänzt, der gleichermaßen nutzerische sowie klimatische und ökologische Qualitäten aufweist und der den europäischen Gedanken wiederspiegelt.“, beschreibt der Vorsitzende des Preisgerichts Landschaftsarchitekt Christian Luz die komplexe Aufgabenstellung.


Zwei Erste Preise vergeben

Im Zuge des Verfahrens erhielt die Stadt – wie gewünscht – mehrere planerische Lösungen und prämierte letztlich gleich zwei Entwürfe mit dem Ersten Platz. Erstplatziert wurden sowohl Helleckes Landschaftsarchitektur aus Karlsruhe als auch Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH aus Berlin. Ein dritter Preis ging an Club L 94 Landschaftsarchitekten GmbH aus Köln. Jeweils Anerkennungen gingen an bbz landschaftsarchitekten berlin gmbh aus Berlin sowie Querfeldeins Landschaft | Städtebau | Architektur aus Dresden. Die Entwurfsansätze waren dabei durchaus sehr verschieden.

So zeichnete Helleckes Landschaftsarchitektur die Vision einer bunte Stadtnatur, die durch Staudenmischpflanzungen und Wildblumenwiese je nach Jahreszeit andere Reize bietet. Der Europaplatz wird so zum Pendant zum von Schmuckpflanzen geprägten Friedrichsplatz. Franz Reschke Landschaftsarchitektur setzte hingegen in ihrem Entwurf auf eine zusammenhängende Wiesenfläche, welche durch unterschiedliche Geländehöhen in Kombination mit Baumpflanzungen strukturiert wird. Obwohl beide Entwürfe einen andere Gestaltung vorschlugen, überzeugten sie jeweils durch eine Aufwertung des Ortes und die Schaffung interessanter Räume, Atmosphären und Blickbeziehungen, ließ  der für Stadtentwicklung zuständige Bürgermeister Ralf Eisenhauer nach dem Verfahren verlauten. So entstünde aus der Kombination von neuen und vorhandenen Strukturen am Europaplatz ein attraktiver Stadteingang und -ausgang.

Der Entwurf von Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH setzt auf eine zusammenhängende Wiesenfläche mit Gehölzpflanzungen. Credits: Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH
Der Entwurf von Helleckes Landschaftsarchitektur sieht vielfältige Staudenpflanzungen vor. Credits: Helleckes Landschaftsarchitektur

Nächste Schritte für den Europaplatz

Nun werden die beiden Erstplatzierten beide in den weiteren Prozess eingebunden. Als nächster Schritt steht zeitnah ein Verhandlungsverfahren an, im Zuge dessen, eines der Planungsbüros mit der weiteren Planung beauftragt wird. Die finale Entscheidung wird voraussichtlich im Frühjahr 2025 fallen. Sobald sich ein Team durchgesetzt hat und der Planungsvertrag geschlossen ist, geht es daran, den Wettbewerbsbeitrag weiter auszuarbeiten und schließlich in die Realisierung zu übersetzen.  Der Bezirksbeirat Schwetzingerstadt/Oststadt, sowie der Ausschuss für Umwelt und Technik sind bei allen zukünftigen Planungsschritten eng eingebunden. Wenn alles seinen geregelten Gang geht, ist voraussichtlich ab 2027 mit der Umsetzung zu rechnen. In ein paar Jahren kann der Europaplatz dann in neuem Glanz erstrahlen – und wird bestenfalls die repräsentative Bedeutung des Platzes als Stadteingang verdeutlichen, einer qualitätsvollere Freiraumnutzung ermöglichen und dabei den heutigen Anforderungen an Klimaanpassung, Ökologie und nachhaltiger Grünflächenentwicklung nachkommen. Bis es soweit ist, können alle interessierten Bürger:innen noch bis Freitag 26. Juli im Technischen Rathauses Mannheim alle eingereichten Wettbewerbsbeiträge einsehen und sich selbst ein Bild von den unterschiedlichen Entwürfen machen.

Entwurf von Helleckes Landschaftsarchitektur. Credit: Helleckes Landschaftsarchitektur
Der Entwurf von Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH. Credit: Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH
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