05.08.2024

Projekt

Turm Landesgartenschau Wangen

Eingebettet in die eindrucksvolle Landschaft des Westallgäus ist der Wangen Turm ein architektonisches Wahrzeichen und ein wegweisender Holzbau für die Landesgartenschau 2024. Foto: Roland Halbe
Eingebettet in die eindrucksvolle Landschaft des Westallgäus ist der Wangen Turm ein architektonisches Wahrzeichen und ein wegweisender Holzbau für die Landesgartenschau 2024. Foto: Roland Halbe

Der 23 Meter hohe Aussichtsturm auf dem Gelände der Landesgartenschau 2024 in Wangen im Allgäu ist ein architektonisches Highlight und Wahrzeichen, das von der Universität Stuttgart entworfen und realisiert wurde.

Das Institut für computerbasiertes Entwerfen und Baufertigung (ICD) der Universität Stuttgart ist bekannt für innovative Bauten, die modernste digitale Planungs- und Fertigungstechnologien nutzen. Der Turm ist ein eindrucksvolles Beispiel für die innovative Architektur, die aus computerbasierten Entwurfsmethoden entsteht.


Einzigartige Architektur und Materialinnovation

Der Aussichtsturm besteht aus zwölf tragenden, gebogenen Brettsperrholzsegmenten, die zusammen ein flächenaktives Holztragwerk bilden. Diese Konstruktion ermöglicht es nicht nur, die horizontalen Windlasten effektiv zu tragen, sondern verleiht dem Turm auch zusätzliche Stabilität. Im Inneren des Turms sorgt eine zentral platzierte Treppenspindel dafür, dass die vertikalen Verkehrslasten sicher aufgenommen werden.

Besonders beeindruckend ist der Einsatz von einheimischem Fichtenholz, das durch feuchtigkeitsbedingtes Schwinden selbsttätig in die gewünschte Form gebracht wird. Inspiriert von natürlichen biologischen Vorbildern, wird dieses Schwinden des Holzes nicht als Nachteil betrachtet, sondern gezielt als gestalterisches Mittel genutzt. Während des kontrollierten Trocknungsprozesses nimmt der Holzfeuchtegehalt ab, wodurch die vorgegebene Zielkrümmung erreicht wird und der Turm seine charakteristische Form erhält.

Die Anlieferung der Bauteile. ©ICD/ITKE/IntCDC University of Stuttgart
Die Anlieferung der Bauteile. ©ICD/ITKE/IntCDC University of Stuttgart
©ICD/ITKE/IntCDC University of Stuttgart
Der Fertigung der einzelnen Holzelemente. ©ICD/ITKE/IntCDC University of Stuttgart
Der Turm aus der Vogelperspektive. Foto: Nina Baisch
Die Aussichtsplattform von oben. Foto: Nina Baisch
Der Aufstieg über die 113 Stufen zur Aussichtsplattform. ©ICD/ITKE/IntCDC University of Stuttgart
Der Aufstieg über die 113 Stufen zur Aussichtsplattform. ©ICD/ITKE/IntCDC University of Stuttgart
©ICD/ITKE/IntCDC University of Stuttgart
Die Turmeingänge aus den sich zu drei Seiten elegant öffnenden Holzflächen, die einen einladenden Raum freigeben, der sich dem Fluss Argen und der sanft gerundeten Spitze des benachbarten Drumlins zuwendet. ©ICD/ITKE/IntCDC University of Stuttgart

Präzise Fertigung durch digitale Technologie

Das verwendete Brettsperrholz (BSP) wurde in einem speziellen Verfahren hergestellt, das aus doppelschichtigen Platten besteht. Diese Platten setzen sich aus einer 30 Millimeter starken „aktiven“ Schicht und einer kreuzweise verleimten, zehn Millimeter dünnen „restriktiven“ Schicht zusammen. Die „aktive“ Schicht, die einen höheren Feuchtigkeitsgehalt aufweist, wird in einer flachen Vakuumpresse mit der „restriktiven“ Schicht verleimt. Nach diesem Laminierungsprozess durchlaufen die flachen Paneele einen präzise gesteuerten Trocknungsprozess, bei dem die „aktive“ Schicht senkrecht zur Faserrichtung schwindet, sodass sich die Paneele von selbst in die berechnete Form biegen. Schließlich werden drei dieser gekrümmten doppelschichtigen Platten überlappt und mit einer elastischen Sperrschicht verklebt, um stabile, formbeständige und präzise gekrümmte BSP-Rohlinge herzustellen.

 

Aufbau der Holzelemente. ©ICD/ITKE/IntCDC University of Stuttgart
Aufbau der Holzelemente. ©ICD/ITKE/IntCDC University of Stuttgart
Explosionszeichnung. ©ICD/ITKE/IntCDC University of Stuttgart
Explosionszeichnung. ©ICD/ITKE/IntCDC University of Stuttgart
Schnittansicht des Turms. ©ICD/ITKE/IntCDC University of Stuttgart
Schnittansicht des Turms. ©ICD/ITKE/IntCDC University of Stuttgart

Schneller Aufbau vor Ort

Dank des Einsatzes modernster CNC-Frästechnologien konnte das digitale Modell des Turms direkt auf die Holzbauteile übertragen werden. Dadurch wurden sowohl die Statik als auch die Fertigung optimiert, während gleichzeitig der Materialverschnitt erheblich reduziert wurde. Die zwölf Hauptbauteile sowie die 168 Lärchenholzpaneele der Fassade wurden vor Ort vormontiert, was es ermöglichte, den Turm innerhalb von nur drei Tagen vollständig aufzubauen.


Das Team hinter dem Projekt

Dieses innovative Bauprojekt wurde von einem Team des Exzellenzclusters „Integratives Computerbasiertes Planen und Bauen für die Architektur“ (IntCDC) der Universität Stuttgart realisiert. Das Team besteht aus Experten, die sich durch ihre interdisziplinäre Zusammenarbeit und ihr tiefgehendes Wissen in den Bereichen Architektur, Ingenieurwesen und digitale Fertigung auszeichnen.

 

Das Institut für Computerbasiertes Entwerfen und Baufertigung (ICD):
Prof. Achim Menges
Martin Alvarez, Monika Göbel, Laura Kiesewetter, David Stieler, Dr. Dylan Wood
mit Unterstützung von: Gonzalo Muñoz Guerrero, Alina Turean, Aaron Wagner

Institut für Tragwerkskonstruktionen und Konstruktives Entwerfen (ITKE):
Prof. Jan Knippers
Gregor Neubauer

Blumer-Lehmann AG:
Katharina Lehmann, David Riggenbach, Jan Gantenbein
mit Biedenkapp Stahlbau GmbH
Markus Reischmann, Frank Jahr

Stadt Wangen im Allgäu:
Landesgartenschau Wangen im Allgäu 2024

Weitere Projektbeteiligte:

Wissenschaftliche Zusammenarbeit:
Professur für Forstnutzung Prof. Dr. Markus Rüggeberg, TU Dresden

Weitere beratende Ingenieure:
wbm Beratende Ingenieure
Dipl.-Ing. Dietmar Weber, Dipl.-Ing. (FH) Daniel Boneberg

Collins+Knieps Vermessungsingenieure:
Frank Collins

Schöne Neue Welt Ingenieure GbR:
Florian Scheible, Andreas Otto

lohrer.hochrein Landschaftsarchitekten DBLA

Baugenehmigung:
Prüfingenieur: Prof. Hans Joachim Blaß, Karlsruhe
Gutachter: MPA Stuttgart, Dr. Gerhard Dill Langer, Prof. Dr. Philipp Grönquist

Zusammenarbeit für Fundament:
Fischbach Bauunternehmen

Projektförderung:

DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft

Zukunft Bau – Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen / BBSR

 

 

Entdecken Sie den Aussichtsturm der Landesgartenschau 2024 in Wangen im Allgäu und erleben Sie selbst die außergewöhnliche Architektur und die fortschrittlichen Techniken, die dieses Bauwerk zu einem Meisterwerk machen.

Scroll to Top